Konzert mit Manfred Siebald 2011

Er findet die richtigen Töne

Liedermacher Manfred Siebald gab Konzert in der Evangelischen Mennonitengemeinde

Seine Lieder gleichen gesungenen Predigten, Gebeten und modernen Psalmen, in denen Dank und Klage, Höhen und Tiefen menschlichen Lebens zum Ausdruck kommen. Dabei ist er kein frommer Tagträumer, sondern knallharter Realist, wie auch ein Brückenbauer zwischen Jung und Alt.

Mit Scharfsinn und Einfühlungsvermögen erweist sich der christliche Liedermacher und Professor für Amerikanistik als Multitalent, das mit tiefsinnigen Wortspielereien und Gitarre seine Zuhörer in den Bann zieht.

Der Literaturwissenschaftler wechselt scheinbar mühelos zwischen den Hörsälen der Uni Mainz und den Kirchen deutscher Städte wie ein Wanderer zwischen den Welten, nicht zuletzt weil er eine bestechlich klare Authentizität ausstrahlt.

Fast vier Jahre dauerte das Warten – dann, endlich war es so weit:

Manfred Siebald gastierte vor großem Publikum (380 Gäste) im Gemeindezentrum der Evangelischen Mennonitengemeinde in der Pommernstraße in Neuwied-Torney. Der Beharrlichkeit von Ursula Mekelburger, selbst musikbegeisterte Chorsängerin, ist es zu verdanken, dass das Konzert mit dem christlichen Liedermacher bei den Mennoniten in Neuwied zustande kam. Denn es ist gar nicht so einfach, mit dem vielbeschäftigten Künstler einen Termin zu bekommen.

Musik verbindet, sie überwindet Grenzen und ist eine Sprache, die jeder versteht, so die einführenden Worte von Pastor Rainer W. Burkart. Im 2004 neu erschienenen Mennonitischen Gesangbuch gibt es eine ganze Reihe Manfred Siebald-Lieder, die gerne im Gottesdienst gesungen werden.

In seinem knapp zweistündigen Konzert mit fast 25 Liedbeiträgen kamen die Zuhörer in den Genuss, eine Vielzahl Siebalds neuer Kompositionen seiner CD „Das Beste kommt noch“ zu hören wie auch etliche seiner altbekannten Lieder mitzusingen wie „Gut, dass wir einander haben“ oder „Gib mir die richtigen Worte“.

Dabei spricht Siebald nicht nur Erwachsene an, sondern bindet auch Kinder geschickt mit seiner freundlichen und zugewandten Art mit ein.

Er holt die Menschen in ihrem Alltag ab und führt sie behutsam an kritische Themen heran, bringt ihnen anhand der Bibel Geschichten von verloren gegangenen Maßstäben nahe.

Seine Musik und Texte sind dabei weder seichte Berieselung noch besserwisserische Belehrungen, sondern kommen scharfsinnig, mitunter entlarvend, aber auch ermutigend und tröstend an. Sie machen aufmerksam auf Missstände im Menschen selbst wie auch im globalen Sinne. Siebald legt den Finger in Wunden, beschämt die Wohlstandsträgheit der Konsumgesellschaft, ohne die Wahrheit den Menschen um die Ohren zu schlagen. Mit seinem Song „Land ohne Lächeln, ohne Gruß“ greift er beispielsweise die oft triste Situation afrikanischer Studenten in Deutschland auf.

Dass der Glaube oft aus Scham verschwiegen wird, darüber formuliert er sein Bedauern, warnt aber gleichzeitig davor, christliche Gemeinden lediglich als „transzendentale Kuschelclubs“ anzusehen.

Mächtig zum Nachdenken brachte schließlich viele Zuhörer Siebalds Kurzgeschichte „Einzugsermächtigung“ – fast schon hörbar, wie der Literat schmunzelnd feststellte.

„Danke, Herr Siebald, Sie haben uns bewegt, Sie haben uns motiviert, mitzudenken und mitzusingen“, so Pastor Burkarts abschließende Worte. „Wir haben Gott gespürt. Ihre Lieder wirken noch weiter.“

Nicht ohne gesungenen Segen entließ Siebald am Ende ein dankbares Publikum mit der Vertonung eines Bibelverses „Ich lass dich nicht fallen“.

Susanne Isaak-Mans