Kunst am Bau
Als erste Mennonitengemeinde in Deutschland hat die Evangelische Mennonitengemeinde Neuwied für ihre Räumlichkeiten „Kunst am Bau” erhalten.
Lange zogen sich die Überlegungen hin, ob und wenn ja, in welchem Umfang überhaupt ein Neubau des Gemeindezentrums finanziell tragbar sein würden. Spontan entschloss sich der Bildende Künstler Knut Mans, seine Spende für die Gemeinde in Form eines Keramik–Wandreliefs anzufertigen.
Diese Idee, die bei einem Teil der Gemeinde Begeisterung auslöste, stieß bei anderen wiederum auf Skepsis. Wie würden die Gemeindeglieder, die keinen oder nur wenig Zugang zur Kunst haben, reagieren? Ein Thema war hingegen schnell gefunden: „Die Taufe”. Und auch ein Platz wurde bald als geeignet angesehen: in der Eingangshalle. In einer Vorstandssitzung präsentierte der Künstler seinen ersten Entwurf. Einige Details änderte er danach ab und begab sich dann an die Umsetzung, um noch rechtzeitig zur Einweihung im Februar fertig zu werden.
Gestaltungserläuterungen
von Knut Mans zum Keramik–Reliefwandbild „DIE TAUFE” (3,20 m x 2,30 m)
Die Taufe ist ein unauslöschliches und unwiederholbares Merkmal, in unzähligen bildnerischen Motiven wird durch die Jahrhunderte die Geste des Handauflegens eines getauften Christen gegenüber dem Täufling gezeigt. Aber eigentlich ist nicht die persönliche Qualifikation oder das, was die Menschen meinen, im Täufer selbst zu sehen, maßgebend, sondern dass die Macht Gottes die Gültigkeit der Taufe sichert. Dieses habe ich durch bildnerische Reduktion in den Mittelpunkt des Entwurfes gestellt. Aus diesen Überlegungen heraus ist die gestalterische Intention der Gesamtkomposition – die der Darstellung der Trinität als täuferische Omnipotenz – ohne diesmal das Medium Mensch als Spender zu wählen, sondern zielt hierbei auf direkterem Wege durch die Taube (Hl. Geist) auf den empfangenden Täufling. Die Dreieinigkeit ist durch mehrfache symbolische Interpretation im Entwurf verankert. Einmal ist die Positionierung der drei Motive so gewählt, sodass ein exaktes geometrisches Dreieck zwischen Vater, Sohn und Hl. Geist als visuelles Lineament entsteht. Zum zweiten, ist ein direkter und markanter Bezug in den Symbolen selbst, durch die orange-Farbigkeit in Verbindung mit dem Edelmetall Gold zu sehen.
Der Taufakt selbst besteht darin, dass der Täufling durch eine sanfte Druckwelle des Hl. Geistes (Taube) im Flusswasser kurz untergetaucht wird (symbolisiert durch die gold-weißen Strahlen, die von der Taube bis zum Täufling bzw. der Wasseroberfläche reichen), um damit den Täufling in die Kirche Christi aufzunehmen und einzugliedern (Initiation). Während des Taufvorganges nimmt der Täufling durch die Initiation eine deutlich erkennbare orange-Farbtönung an. Auch ist die anwesende getaufte Gemeinde – ganz rechts im Wandbild – bei dem feierlichen Taufakt anwesend und gleichzeitig sind die Glieder der Gemeinde, die gerade eben getauft wurden, nicht von den Gemeindegliedern zu unterscheiden, die bereits vor Jahrzehnten getauft worden sind. Es gibt keine Hierarchie für getaufte Gotteskinder. Dies soll aber auch die eindeutige Zugehörigkeit der Getauften zum Christentum signalisieren. Deshalb sind die drei Täuflinge (Kreisringe als Piktogramme links vom Täufling) – in der Entwurfsmitte – noch in Warteposition und nur weiß, also noch nicht orange-farbig gekennzeichnet d.h. getauft. Das Kreuz Christi – hier als Symbol Gottes Sohn formuliert – habe ich deshalb in den alles überragenden Vordergrund gestellt, weil Jesus Christus einmal Mensch war und er uns dadurch am nächsten ist. Das Kreuz steht außerdem für das urchristliche Symbol und vermittelt uns gleichzeitig unsere eigene Vergänglichkeit und Hoffnung, den Anfang und das Ende – das Alpha und das Omega. Gott-Vater erstrahlt als große orangefarbene Goldsonne, die ihre schützenden Schwingen über die gesamte Szenerie des Entwurfes hält. Göttliche Himmelsblitze am Horizont sollen die Macht und Bedeutung des Anlasses der Taufe in Verbindung mit der Darstellung der Dreieinigkeit unterstreichen und die Initiation zusätzlich illuminieren. Das Gold ist beim Entwurf nur als Dekor für die göttliche Dreieinigkeit vorgesehen.